Jubilarfeier 2017
Jubilarfeier 2017
Die IG Metall Aalen hat am 26. Oktober 2017 in der Aalener Stadthalle 549 Jubilarinnen und Jubilare, die 25, 40, 50, 60, 65 und sogar 70 Jahre ihrer Gewerkschaft die Treue gehalten haben, feierlich geehrt.
Josef Mischko eröffnete die Veranstaltung besinnlich. "Frieden und Freiheit, soziale Gerechtigkeit, dafür haben sie gekämpft. Auf ihrem Vermächtnis bauen wir auf", erinnerte er beim Totengedenken an 117 Kolleginnen und Kollegen der IG Metall Aalen, die zwischen dem vergangenen November und Oktober 2017 gestorben sind.
Bei der Begrüßung bedankte sich Roland Hamm bei den Jubilarinnen und Jubilaren für ihren persönlichen Einsatz. "Gewerkschaften brauchen Mitglieder", betonte der Erste Bevollmächtigte der Aalener IG Metall. "Sie sind das Blut, Herz und Hirn der Organisation. Das ist die Kraft von der wir leben, die Kraft der gewerkschaftlich Aktiven. Ohne der Kraft, deren Ideen, dem Mut zu streiten und zu streiken, ohne Leidenschaft, ohne all das, gäbe es keine Tarifverträge und kein Einmischen".
13 Jubilare feierten ein herausragendes Jubiläum: 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG Metall. Ihr Eintrittsdatum war 1947. Noch gab es die Bundesrepublik nicht. Diejenigen, die den Krieg und den Hitlerfaschismus überlebt haben, machten sich an den Neuaufbau eines zerstörten Lands und eben auch der Gewerkschaftsbewegung.
28 Jubilare wurden für 65-jährige Mitgliedschaft geehrt. Sie traten 1952 in die noch junge IG Metall ein. Wie die Jubilare mit 70-jähriger Mitgliedschaft haben sie als Kinder und Jugendliche entbehrungsreiche Zeiten, Krieg und Elend erlebt. "Ihr gehört zur Generation des Wiederaufbaus und seid Gewerkschafter der ersten Stunde", bedankte sich Roland Hamm besonders.
65 Jubilare wurden für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt, unter ihnen viele Funktionäre der Aalener IG Metall, Betriebsräte und Vertrauensleute, die sich aktiv für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen engagiert haben. Sie waren dabei als 1956 der längste und bis heute sozialpolitisch wichtigste Streik in der Metallindustrie geführt wurde. Vom 24. Oktober 1956 bis 14. Februar 1957 streikten Metallerinnen und Metaller erfolgreich für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch Tarifvertrag.
81 Jubilarinnen und Jubilare wurden für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt, 183 gehören der IG Metall seit 1977 an und 179 Mitglieder seit 1992. "Sie alle haben dazu beigetragen, dass die IG Metall seit nunmehr stolzen 126 Jahren eine starke Gemeinschaft ist", so Hamm. "Wir schaffen Perspektiven. Wir setzen uns ein für sichere und faire Arbeit, seit 126 Jahren und in der Zukunft."
Gute Arbeit heißt für uns gute und gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen, heißt für uns gute und anständige Bezahlung, heißt für uns gut in Rente. Das alles sind die Themen denen wir uns stellen müssen, denn "von nix kommt nix". Leiharbeit, Werkverträge und eine steigende Zahl befristeter Arbeitsplätze erhöhen den Druck auf Beschäftigte und schwächen die Durchsetzungsfähigkeit. Deshalb werden wir uns politisch einmischen. Wir werden an unseren Zielen und Forderungen festhalten", versprach Roland Hamm auch im Blick auf die anstehende Tarifrunde in der Metall und Elektroindustrie.
"Mit der Forderung nach 6% mehr Entgelt und einer zeitgemäßen, innovativen Forderung nach einer individuellen Verkürzung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Std. wollen wir veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen Rechnung tragen", erklärte der Erste Bevollmächtigte.
Oberbürgermeister Thilo Rentschler überbrachte den Jubilaren die Glückwünsche der Stadt und des Gemeinderats. Er betonte, dass die wirtschaftliche Stimmung im Land und in der Stadt zurzeit sehr gut sei. Das sei auch ein Verdienst der Gewerkschaft. Im Hinblick auf Problembetriebe, wenn es darum gehe Standortschließungen oder Entlassungen zu vermeiden, so der OB, gebe es eine kooperative Zusammenarbeit zwischen der IG Metall und der Stadt. Sorge bereitet Thilo Rentschler der wachsende Zulauf zu Rechtspopulisten in Europa. Auch in diesem Zusammenhang bedankte sich der OB bei den Gewerkschaftern für gute Zusammenarbeit und erinnerte an gemeinsame Aktionen in der Stadt.
Martin Kunzmann, DGB Landesvorsitzender in Baden Württemberg, begab sich in seiner Festansprache auf eine Zeitreise. 1947 lag das Land in Schutt und Asche, Hunger und Not waren an der Tagesordnung. "Damals als viele der späteren Mächtigen sich noch in ihren Schlupflöchern befinden, sind es die Arbeitnehmer/innen, die den Schutt und die Trümmer beiseite schaffen, die Fabriken aufbauen und die Maschinen in Gang setzen. Sie haben den Grundstein zu unserer Demokratie gelegt."
1949 "war die Geburtsstunde der modernen Gewerkschaftsbewegung", so Kunzmann. Es begann "unser gewerkschaftlicher Kampf um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen." Es galt die Sechs-Tage-Woche, es gab zwei Wochen Urlaub und keine Tarifverträge. 1952 traf das Betriebsverfassungsgesetz in Kraft. 1967 wurde die Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden gesenkt und nach einem langen Streik in den 80er Jahren das Tor für die 35-Stunden-Woche geöffnet. In einem Stufenplan konnten 30 Tage Urlaub und ein zusätzliches Urlaubsgeld durchgesetzt werden. An allen diesen Fortschritten haben die Jubilare und ihre IG Metall mitgearbeitet. Den Wandel in der Arbeitswelt in Zukunft zu gestalten, sei die neue Herausforderung, der sich die Gewerkschaft stellen muss. "Wir müssen dafür sorgen", dass der Mensch in den Mittelpunkt gerückt wird."
Im Unterhaltungsteil des Jubilarfeier brillierte Karl-Hein Dünnbier als Bauchredner, Zauberkünstler und Kabarettist . Die Rock 'n' Roll Tanzgruppe der TSG Hofherrnweiler und aus Neuler begeisterte mit einer Showeinlage. Und das Duo Toni & Wolfgang lud dazu ein, das Tanzbein zu schwingen.
Text: Werner Jany
Bilder: Peter Hageneder
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Letzte Änderung: 28.11.2017